Randverfügungen des Fridericus Rex



Anlaß
Der Jahreswechsel ins Jahr 2000:
300-jähriges Preußenjubileum

Historie
Der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. krönte sich in Königsberg als
Friedrich I. zum König von Preußen. Aus dem souveränen Herzogtum Preußen
wir ein Königreich.

Einordnung
König Friedrich I. ist der Vater des Soldatenkönigs Wilhelm I.
(1713-40) und der Großvater Friedrich II. des Großen (1740-86).

Motto
"Die preußische Monarchie ist nicht ein Land, das eine Armee hat, sondern eine
Armee, die ein Land hat, in welches sie gleichsam nur einquartiert steht."
(Mirabeau)

Quellen
Friedrich II. Wonach er sich zu richten hat Urteile und Verfügungen.

 

Diese Beamten

 

Antwort auf eine Beschwerde des Generaldirektoriums wegen Arbeitsüberlastung: »Wen Sie fleisich arbeiten, So können sie ihre arbeit des morgens in Gurenten Sachen in 3 Stunden verrichten; wen Sie Sich aber Historien verzehlen, tzeitungen lesen, So ist der gantze Tag nicht lang genung.«

 

Randverfügung auf einem Arbeitsbericht des Generaldirektoriums: »Sie sollen mir fordersamst wegen die Remissions einschicken und nicht so faul seindt, nicht so viel reisen, sondern mehr arbeiten, auf das bei Sachen, dar es so höchst nöthig ist, das promte hülfe geschihet, solches nicht verseumet wirdt, aber sie deliberiren heute, was sie schon vohrgestern heten thun sollen. dießes ist vohrs erste eine erinnerung; sie Sollen sich macht nehmen, das es nicht schlimer kömt.«

 

Randverfügung auf einem Bericht des Generaldirektoriums über vorbeugende Maßnahmen gegen Überschwemmungen: »Das Directorium weis vihl was überschwemmungen Seindt, Sie laßen got einen guten Man Seindt und wan Sie Nuhr lange Schlafen vihl eßen und wenig arbeit haben So ist ihm alles geleich, Dießes Solte mit güldenen Buch Staben in der versamlung des höchst löblichen Directorio geschrieben werden.«

 

Randverfügung auf einem Bericht des Generaldirektoriums über die Beseitigung der Hochwasserschäden im Oderbruch: »da mus mit Ernst nach gesehen werden und wohr die Rähte nicht Blei im hindern haben, muß der Treibsamste hingeschicket werden umb die Arbeit zu accelleriren.«

 

Randverfügung auf einem Gesuch des Präsidenten v. Loeben, ihm mehr Dienstpferde zu bewilligen: »Damit tzihet man ein 24 Canon fort. Ein president ist für Solchen Schwehren Transport nicht wichtig genung. Loeben sol 8 pferde haben und wan er corpulenter wirdt 10 bis 12.«

 

Randverfügung auf dem Gesuch eines Kammerpräsidenten, ihm seinen Urlaub zu verlängern, da er einen Podagraanfall erlitten habe: »die podagras auf Urlaub die kenne ich, indeß kann er bis den andern Monath dableiben.«

Kabinettsorder an den Minister v. Görne: » Hiernechst erinnere Euch nochmahlen, in Euren Berichten nicht so abscheulich weitläufig zu seyn, sondern gleich ad rein zu kommen, und nicht 100 Wörter zu einer Sache zu gebrauchen, die mit 2 Wörtern gesagt werden kann. Ihr werdet daher solches künftig beobachten.«

 

Kabinettsorder an das Generaldirektorium: »... wobey Se. Königl. Maj. dem General Directorium zugleich zu erkennen geben, daß es weit besser ist, wenn dieser Bauer die 398 Thlr. kriegt, und dadurch erhalten wird, als wenn alle Quartal 2000 Thlr. vor Buchdrucker-Buchbinder-Arbeit, auch Schreibereyen, auch anders dergleichen Zeug, verschwendet werden. Das sind alles unnütze Ausgaben, und ist gar nicht abzusehen, wie so grausam viel Geld dazu nöthig ist, und wird also dem General Directorium alles Ernsts hierdurch aufgegeben, darunter auf eine bessere Menage und Oeconomie zu sehen, und das Geld nicht so wegzuschmeißen, sondern es so zu gebrauchen, wo es besser angewandt ist, als zur Conservation der Unterthanen, damit sie bey ihren Höfen erhalten werden, und nicht übern Haufen gehen - das ist besser wie alle unnütze Schreibereyen.«

 

Randverfügung auf einem Bericht des Kammerpräsidenten der preußischen Provinz Kleve: »Ich muß schlecht von Euch sein informieret worden, oder Ihr seid ein Esel, daß Ihr die Provinz nicht kennet oder ein Windbeutel, der sich um nichts Kümmert; man Kann Keinen dummeren Bericht machen als den Ihr mir da schicket.«

 

Randverfügung auf einer Anfrage der Kammer, ob das einem Oberstleutnant ohne Abzug bewilligte Gehalt auch von den Stempelgebühren (Stempeljura befreit sein solle: »Die Leute verstehen nicht deutsch. Wan ich schreibe: ohne abzuch, ist Clar: Ohne Juhra. Oh, was hätten die Ministers nöhtig, noch durch anschläge von denen Cameren den unterthanen nicht das leben So in der Schule zu gehen, da wurde der Rector Zeit vertreib haben!

 

Randverfügung auf einem unklaren Bericht der Akzis- und Zolldirektion: »Dieses verstehe gar nicht ich bitte um Deutlichen bericht dan in dunkeln Sachen verstee ich armer Teufel nicht. Deutlich, Deutlich.«

 

Randverfügung auf der Beschwerde eines Pächters wegen ungerechtfertigter Erhöhung der Wiesenpacht: »Der gleichen garstige chicanen So man die leute macht haße ich und werde ich den ersten Camer raht der leute umb ihre poßeßions chicaniret in der Care Schicken. Das Sol allen Cameren Communitziret werden.

 

Randverfügung auf einer Beschwerde der Gutsuntertanen von Borgstall, die über die Brutalität der Beamten Klage geführt hatten: »Das Directorium Mus Scharf drauf halten das die Beambten die leüte nicht plaquen und das durch anschläge von denen Cameren den unterthanen nicht das leben Sonderlich in der Cur Mark«

 

Randverfügung auf der Eingabe einer Gemeinde, die sich darüber beschwert, daß die Kurmärkische Kammer für unentgeltlich überlassenes Saatgut nachträglich Bezahlung fordert: »Wie könnt Ihr der Kammer das zugeben und wie kann diese sich unterstehen, wenn ich den armen Unterthanen einmal etwas geschehket habe, ihnen nachher etwas abzunehmen? Das ist ganz unverantwortlich.«

 

« Randverfügung auf dem Ersuchen der Domänenkammer, für die Ausbesserung des Weges von Neuruppin nach Rheinsberg 195 Taler zur Verfügung zu stellen: »wenn die anderen anschläge der Dohmänen Cameren so ridicul wie dießer seindt, so meritiren die Kriegs Rähte wekgejaget zu werden, denn die Reparation ist gantz und gar nicht nöhtig, ich Kenn den Wek und mus mir die Krigs Camer vohr ein großes Beest halten umb mit solches ungereimtes 7euch und das mihr beßer bekannt ist bei der Nahße Krigen Wollen.

 

« Randverfügung auf dem Gesuch eines Beamten, der in England Pferde eingekauft hatte und nun bittet, ihn in Anerkennung seiner Verdienste zum Stallmeister zu ernennen: »er hat braf bey Seinen Einkaufe gestohlen er Sol zufrieden Seindt das ich dahzu Stille Sweige aber ihm davohr zum Stallmeister Machen So Nerisch bin ich nicht.«

 

Randverfügung auf dem Gesuch eines Kriegsrats, der um die Erlaubnis bittet, in französische Dienste treten zu dürfen: »Hat er hier gestolen,.so kann er immer dahinn gehen und auch Stelen.«

 

Randverfügung auf einem Bericht des Generaldirektoriums über Mißstände in der Finanzverwaltung: »es wundert mich, das Sie Solche Liderliche Wirtschaft Excusiren. Da habe ich keine Ministers dazu nöhtig und darf ich nuhr Liderliche Studenten das geldt anvertrauen. über dehm, wohr Sie mihr den Kopf zu Tol machen, Cassire ich einen Schönen Morgen das gantze Directo rium und Stelle eine neue Wirtschaft an.

 

Randverfügung auf dem Gesuch des Generaldirektoriums, das Gehalt des Einrich­Kurmärkischen Kammerdirektors von 1200 auf 1500 Taler zu erhöhen: seinem »1200 Rthlr ist genung vohr einen Director, sie müsen erst etwas Rechtes Machen Was hat der Schurke bis dato gethan? Nichts, davohr Krigt er Keine Zulage.«

Antwort auf den Vorschlag des Geheimrats v. Taubenheim, die Gehälter der unteren Beamten aus Ersparnisgründen um die Hälfte herabzusetzen: Ich danke dem Geheimen Rat von Taubenheim für seine guten Gesinnungen und ökonomischen Rat. Ich finde aber solchen um so weniger applikable, da die armen Leute jener Klasse ohnehin schon so kümmerlich leben müssen, die Lebensmittel und alles jetzt so teuer ist, und sie eher eine Verbesserung als Abzug haben müssen. Indessen will ich doch seinen Plan und die darin liegende gute Gesinnung annehmen und seinen Vorschlag an ihm selbst zur Ausführung bringen und ihm jährlich 1000 Taler mit dem Vorbehalte an dem Traktament abziehen, daß er sich übers Jahr wieder melden und Mir berichten kann, ob dieser Etat seinen eignen häuslichen Einrichtungen vorteilhaft oder schädlich sei. Im ersten Falle will Ich Ihm von so großen als unverdienten Gehalte von 4000 Talern auf die Hälfte her untersetzen und bei seiner Beruhigung seine ökonomische Gesinnung loben und auf die anderen, die sich deshalb melden werden, diese Verfügung in Applikation bringen.

 

»Ich Randverfügung auf einem Rechtfertigungsschreiben des Generaldirektoriums: »Das ist Faule Eier und Stünkende butter.«

 

Randverfügung auf dem Vorschlag der Kurmärkischen Kammer, einen freigewordenen Posten nicht mit einem invaliden Unteroffizier, sondern mit einem Kanzleidiener zu besetzen: »nein der Unteroficir hat es Sich Sauerer Weißger­werden laßen als der Cantzelei Dihner und ist das Seine Recompence vohr Seine lange Dinste.«

 

Randverfügung auf dem Einspruch der Kurmärkischen Kammer gegen die Ernennung eines ehemaligen Feldwebels zum Zollverwalter: »Der feldwebel Sonder Raisoniren Sol es Krigen, es wundert mihr das die Exselentzen nicht einem ihrer Laquaien zu dießem Dienst vohrschlagen.«

 

Randverfügung auf der Beschwerde eines Beamten, der bei der Beförderung übergangen worden war: »ich habe einen haufen alte Maulesels im Stal die lange den dienst machen aber nicht das Sie Stalmeisters werden.«

 

Randverfügung auf einem Antrag der Pommerschen Kammer, die Planstelen zu vermehren: »Nichts lauter Wint umb Ihre Mächtige Protection an einen oder anderen Domestiken an Tag zu legen.«

 

Randverfügung auf der Anfrage des Generaldirektoriums, ob einem Weißgerber gestattet werden dürfe, außerhalb des Landes eine Meistertochter zu heiraten: »Das Directorium soll leute ins landt zihen und nicht hinaus Schaffen. Das Seindt rechte Nersche und ridicule anfragen. sie sollen sich nicht stehen, mit dergleichen wiederzukommen!«

 

Randverfügung auf einem Schreiben der Domänenkammer von Marienwerder in Westpreußen: »Ihr seydt Ertz Schäckers, die das Brodt nicht werth t sind, das man Euch giebt, und verdient alle weggejagt zu werden. Wartet nur, daß ich nach Preußen komme!«

 

Randverfügung auf einem Einspruch des Generaldirektoriums gegen eine königliche Kabinettsorder: »Die Herren Seindt bestellet, Meine Arbeit zu Exsecutiren, aber nicht zu Intervertiren, oder die jenigen, die Sich nicht in Ihre Schranken halten, werde ohne facon cassiren. Sie müßen gehorsamer Sich regiren laßen und nicht regieren.«

 

Randverfügung auf einem Gesuch der Kanalaufseher, ihre Tagegelder (Diäten zu erhöhen: »die Schurken Kriegen mihr zufiel Dieten darüber leiden meine Sachen, und Spilen sie sie nur in der Länge absonderlich die Bau Sachen, worauf die Herren Ministres ein wachsames Auge haben Müßen.«

 

Randverfügung auf einem Bericht des Generaldirektoriums über die Schwierigkeiten bei der Fertigstellung des Finowkanals: »Solche Idioten und Schelme wie die Landtbaumeisters bei denen Cameren Seindt in der Welt nicht zu finden, und ich befehle es So Schtrikte als Möglich das in denen Pro­vintzen So Wohl als in Berlin die Kerels Kürtzer gehalten werden, und die Schlechten wek Bejaget werden. Es Sol ein anschlach von denen Interessen des fühne Canals gemacht werden und Sol er Sonder raisoniren 12ten October fertig Seint oder ich Laße den Landtbaumeister hangen, und das Directorium Sol davohr responsabel Sein.«

 

Randverfügung auf einem Bauplan, den Georg Wenceslaus v. Knobelsdorff verspätet eingesandt hatte: »Ich komm Mein Tage nicht mit Ihm aus der Stelle. Er executiret nichts, wie Ich es haben will, und ist faul wie ein Artilleriepferd.«

 

Randverfügung auf einer Instruktion des Generaldirektoriums, die Anstellung von Landbaumeistern betreffend: »Alle unßere landtbau Meisters sindt Idiohten oder betriger, also erneüere ich die orders Ehrliche Mauer oder Zimmermeisters zu solchen bau zu Employiren, paleste seindt nicht zu bauen, Sondern Schaf Ställe und Wirtschaftsgebeude, das kan ein Manerer So guht als paladio; in der Cuhrmark Sollen inskünftige alle ambtsgebeude Masif und solide gebauet werden, das ist Evich.«

 

Randverfügung auf einem Kostenvoranschlag des Baumeisters Johann Bou­mann: »Dießen Anschlach hat der Herr Baumann nach seiner gewöhnlichen Überlegung und Tifer Einsicht gemacht. Dießes atestire in Nahmen der Feinsten und geschicksten Bau Ferständigen in sensum Contrarium.«

 

Randverfügung auf einem Küchenrapport über den in einem Monat verausgabten Wein: »Küche mus kein Wein kriegen, die Schurken die Köche besaufen sich sonsten.«